Die meisten Menschen scheitern beim Trading nicht, weil sie die falschen Aktien auswählen.
Sie scheitern, weil sie kein System haben – und selbst wenn sie eins haben, werfen sie es schnell wieder über Bord.
Ein aktueller Branchenbericht, der über 50.000 finanzierte Retail-Trading-Konten ausgewertet hat, brachte etwas Erschreckendes ans Licht: Nur 8 % der Trader halten sechs Monate nach Beginn noch an ihrem ursprünglichen Trading-System fest. Das bedeutet: 92 % geben ihre Strategie auf, wechseln ständig den Stil – oder hören ganz auf zu traden.
Warum? Weil sie den ersten – und wichtigsten – Schritt auf dem Weg zum Trading-Erfolg überspringen: ein Framework aufbauen. In diesem Artikel erfährst du, warum die meisten Trader aufgeben, was disziplinierte Trader von unstrukturierten unterscheidet – und wie du dir ein persönliches Framework aufbaust, das auch unter echtem Marktdruck Bestand hat.
Was uns die Daten über „System-Hopping“ sagen
Wer Trading erlernen möchte, stößt früher oder später auf ein häufiges Muster, das Online-Broker, Prop Firms und Coaches regelmäßig beobachten: Hohe Motivation in den ersten 30 Tagen – gefolgt von System-Burnout, emotionaler Erschöpfung und Strategieaufgabe.
Tatsächlich wechseln über 70 % der Trader in den ersten 90 Tagen ihr System, und weniger als 10 % bleiben ein ganzes Jahr bei einem einzigen Ansatz.
Warum das passiert:
- Die Marktbedingungen ändern sich – Trader passen sich nicht an
- Unrealistische Erwartungen führen zu Frustration
- Trader verwechseln Langeweile mit Systemversagen
- Emotionale Reaktionen überschreiben klare Regeln
- Externer Lärm (Twitter, Reddit, YouTube) untergräbt Überzeugungskraft
Was ist ein Trading-Framework?
Ein Trading-Framework ist keine Checkliste mit Indikatoren – und auch kein Strategie-Template aus dem Internet. Es ist dein mentales Betriebssystem, das definiert:
- Wie du Chancen analysiert
- Wie du Risiken managst
- Wie du deine Performance überprüfst
- Wie du dich an verschiedene Marktphasen anpasst
- Wie du unter Druck Entscheidungen triffst
Denk an dein Framework wie an einen inneren Kompass. Dein System kann sich weiterentwickeln – aber dein Framework hält deine Prozesse stabil. Egal, was der Chart sagt.
Ohne Framework fühlt sich jede rote Kerze wie eine Bedrohung an. Und jede grüne wie eine verpasste Gelegenheit.
Warum die meisten neuen Trader diesen Schritt überspringen
1. Sie wollen schnelle Ergebnisse – nicht solide Grundlagen
Traden zu lernen fühlt sich aufregend an – bis man merkt, dass Positionsgrößen, Risikomanagement und Journaling eben nicht sexy sind. Es ist viel attraktiver, „das, was gerade funktioniert“ zu jagen, statt eigene Regeln aufzubauen.
Aber ohne Fundament baust du deinen Wolkenkratzer auf Sand.
2. Sie verwechseln „Edge“ mit „Setup“
Viele glauben, ein „Edge“ sei ein perfektes Einstiegssignal oder eine backgetestete Strategie.
In Wahrheit umfasst Edge:
- Deinen Prozess
- Dein Risikomanagement
- Deine Ausführung
- Und vor allem: Deine Denkweise
Ohne Framework ist selbst ein guter Edge leicht zu sabotieren.
3. Social Media überfordert mit Optionen
Heute sind Supply/Demand-Zonen „King“, morgen geht’s nur noch um Liquidity Grabs, dann heißt es plötzlich: „ICT ist tot“. Ohne eigenen Filter – also ohne Framework – springen Trader ständig zwischen Hype-Trends hin und her. Und am Ende passt nichts zu ihrer eigenen Psychologie.
Was ein gutes Framework enthalten sollte
Du brauchst kein komplexes System, um mit dem Trading zu beginnen. Aber du musst einige zentrale Elemente definieren – bevor du echtes Geld riskierst:
1. Passender Zeitrahmen (Time Frame Alignment)
- Willst du intraday traden, Swing Trades eingehen oder Wochen Positionen halten?
- Welcher Zeitrahmen passt zu deinem Alltag und deiner Konzentrationsspanne?
Framework-Gedanke: Ich trade keine Timeframes, die ich nicht konstant überwachen kann.
2. Risiko pro Trade
- Wie viel bist du bereit, pro Trade zu verlieren?
- Kannst du drei Verluste in Folge aushalten?
Framework-Gedanke: Ich riskiere nie mehr als 1 % pro Trade und höre nach drei Verlusten in Folge auf zu traden.
3. Handelsfilter (Trade Filtering)
- Was sind deine No-Gos?
- Brauchst du einen klaren Trend, Volumen Spitzen oder ein makroökonomisches Signal?
Framework-Gedanke: Ich trade nur, wenn mindestens drei von fünf Kriterien erfüllt sind: Trend, Volumen, Marktkontext, Struktur des Preisverlaufs und Chance-Risiko-Verhältnis.
4. Marktlage (Market Regime)
- Befinden wir uns in einem Trend, in einer Range oder im chaotischen Seitwärtsmarkt?
- Steigt oder sinkt die Volatilität?
Framework-Gedanke: Ich trade Breakouts bei hoher Volatilität und Mean-Reversion-Setups bei niedriger Volatilität.
5. Nachbereitung (Post-Trade Review)
- Wie oft führst du ein Trading-Journal?
- Was bewertest du – Einstieg, Ausstieg, Setup, Emotion?
Framework-Gedanke: Ich journal jeden Trade und bewerte die Ausführung getrennt vom Ergebnis.
Warum die meisten Trader innerhalb von 6–12 Monaten aufgeben
Der typische Ablauf:
- Trader startet motiviert, lernt einige Strategien
- Macht erste Verluste oder dümpelt bei ±0
- Zweifelt an seiner Strategie – wechselt den Stil
- Testet mehrere Ansätze – ohne echte Struktur
- Verwechselt Strategie Versagen mit persönlichem Versagen
- Gibt auf – überzeugt davon, dass Trading „nicht funktioniert“
Das Problem war nicht der Einsatz. Es war der fehlende Aufbau.
Fazit: Sei Teil der 8 %
Trading ist kein Intelligenztest. Es ist ein Test für Prozesse, Psychologie und Durchhaltevermögen. Du brauchst kein perfektes System. Du brauchst ein klares Framework, das zu dir passt – zu deiner Persönlichkeit, deiner Risikotoleranz und deinem Alltag. Wenn nur 8 % der Trader bei ihrem System bleiben, ist das kein Warnsignal – es ist deine Chance, dich durch das abzuheben, was andere auslassen. Fang mit dem Fundament an. Baue dein System später. Und verpflichte dich zum Prozess. Denn dein Edge kann sich verändern. Aber ein starkes Framework bleibt.