Wenn sich der Arbeitsalltag nicht mehr nach festen Strukturen richten soll, sondern nach Ideen, Visionen und einem selbst gewählten Takt, beginnt oft die Suche nach dem passenden Geschäftsmodell.
Doch wer auf eigene Faust starten will, steht schnell vor der grundlegenden Frage: Sollte ich als Solopreneur durchstarten oder direkt ein unternehmerisches Business mit Mitarbeitern und komplexen Strukturen aufbauen?
Beide Wege haben ihre Reize, beide ihre Fallstricke. Entscheidend ist, was das Ziel ist. Und wie viel Verantwortung, Kapital und Kontrolle mit ins Spiel kommen dürfen.
Wenn der eigene Name zur Marke wird – wie Solopreneure ihr Business aufbauen
Die Idee, allein ein tragfähiges Geschäft aufzuziehen, ist längst keine Seltenheit mehr. Solopreneure treten nicht als klassische Freiberufler auf, die ausschließlich Zeit gegen Geld tauschen. Vielmehr entwickeln sie Angebote, die sich auch dann verkaufen, wenn sie gerade nicht am Schreibtisch sitzen. Der Schlüssel liegt in der Automatisierung. Also nicht im Outsourcing, sondern im intelligenten Aufbau skalierbarer Strukturen, die sich mit digitalen Mitteln effizient steuern lassen.
Kern der Sache ist oft das Personal Branding. Der eigene Name wird zur Marke, das Wissen zur Ware. Wer in der Lage ist, Expertise glaubhaft zu vermitteln, baut sich Schritt für Schritt ein System auf, das Reichweite erzeugt, Vertrauen aufbaut und Umsatz generiert.
Typische Geschäftsmodelle in diesem Bereich sind:
- Digitale Infoprodukte: E-Books, Checklisten oder Vorlagen, die ohne laufenden Aufwand dauerhaft verkauft werden.
- Online-Kurse und Webinare: Einmal erstellt, lassen sich diese Angebote über Funnels automatisiert vermarkten.
- Freelancing mit System: Klar definierte Leistungspakete, die durch strukturierte Prozesse auch für höhere Preise angeboten werden können.
- Membership-Modelle: Zugang zu exklusiven Inhalten oder geschlossenen Communities gegen monatliche Zahlung – ideal für Fachleute mit einem starken Themenfokus.
Vom Solo zur Skalierung – auch ohne Mitarbeiter ist Wachstum möglich
Die Vorstellung, nur mit einem Team lasse sich ein Business skalieren, ist längst überholt. Zwar ist es korrekt, dass ab einem gewissen Punkt die eigene Kapazität Grenzen setzt, doch wer Prozesse digitalisiert, kann auch als Einzelperson beachtliche Reichweiten und Umsätze erzielen. Besonders in Bereichen wie E-Learning, Affiliate-Marketing oder Content-Monetarisierung lässt sich durch clevere Systeme ein beachtlicher Hebel schaffen.
Statt Mitarbeiter zu beschäftigen, setzen viele Solopreneure auf Tools: Automatisierte Newsletter-Strecken, CRM-Systeme, Social-Media-Planer oder Verkaufsfunnel, die rund um die Uhr für einen arbeiten. Damit verschwimmen klassische Kategorien. Es entsteht ein neuer Unternehmertypus – unabhängig, aber nicht naiv, technologieaffin, aber nicht technokratisch.
Und genau das macht das Modell für viele so attraktiv. Freiheit und Struktur gehen Hand in Hand, Kontrolle bleibt beim Einzelnen und dennoch sind die eigenen Einnahmen nicht ausschließlich vom Zeiteinsatz abhängig.
Kapital, Komplexität und große Pläne
Wer größer denkt, weiter plant und bereit ist, Risiken in Kauf zu nehmen, entscheidet sich häufig für den Weg des Unternehmers. Hier geht es nicht mehr nur um Expertise, sondern um Systeme, die Menschen führen, Produkte skalieren und unternehmerische Visionen Realität werden lassen. Der Preis dafür ist meist ein deutlich höherer Kapitalbedarf, sowohl zu Beginn als auch im laufenden Betrieb.
Welche Modelle kommen infrage?
- eCommerce mit eigener Logistik: Aufbau eines Online-Shops mit Lagerhaltung, Versandprozessen und Rückabwicklung.
- Softwareunternehmen: Entwicklung digitaler Tools oder Plattformen mit einem Team aus Entwicklern, Vertrieb und Support.
- Franchise-Systeme: Aufbau eines übertragbaren Geschäftsmodells mit Schulungs-, Marketing- und Lizenzstruktur.
- Produktionsbetriebe: Herstellung und Vertrieb eigener Waren – inklusive Maschinen, Materialfluss und Personal.
- Plattformen für Online-Glücksspiel: Hier entstehen hohe Fixkosten allein durch die notwendige Lizenzierung. Hinzu kommt eine komplexe technische Infrastruktur und strenge rechtliche Rahmenbedingungen.
Gerade das letztgenannte Modell zeigt eindrucksvoll, wie sehr sich Geschäftsbereiche unterscheiden. Während Solopreneure mit einem Laptop und einer guten Idee starten können, beginnt bei Unternehmern der Weg oft erst nach der Finanzierungsrunde oder dem Bankgespräch.
Wer zum Beispiel eine Plattform für legale Casino Slots betreibt, trägt nicht nur Verantwortung für Nutzer und Inhalte, sondern bewegt sich in einem stark regulierten Markt, der ohne fundiertes Know-how und beträchtliche Investitionen nicht zugänglich ist.
Gleichzeitig zeigen genau solche Beispiele, wie skalierbar bestimmte Modelle sein können – vorausgesetzt, die richtigen Strukturen sind vorhanden. Wer bereit ist, Kontrolle abzugeben, Aufgaben zu delegieren und strategisch zu denken, kann mit einem guten Team Wachstum in einer Dimension erreichen, die für Einzelpersonen kaum möglich ist. Außerdem muss man nicht unbedingt ein gewisses Alter erreichen, um ein Unternehmen zu gründen.
Diese Dokumentation zeigt die Erfolgsgeschichte einer jungen Frau, die bereits mit 21 Jahren ihr drittes Unternehmen aufgebaut hat:
Wo Geschäftsmodelle Lizenzen brauchen und warum das nicht für jeden machbar ist
Nicht jedes Geschäftsmodell lässt sich einfach mit einem cleveren Domainnamen und einem schlanken Funnel aus dem Boden stampfen. Manche Branchen verlangen mehr. Und zwar nicht nur Know-how, sondern formale Genehmigungen, regulatorisches Verständnis und oft auch ein erhebliches Startkapital, das über mehrere Monate oder gar Jahre reicht. Ein typisches Beispiel: das Online-Glücksspiel.
Wer etwa überlegt, hier einzusteigen, bewegt sich in einem komplex regulierten Terrain. In Deutschland sind solche Angebote nur mit Lizenz erlaubt – ein Verfahren, das nicht nur kostspielig ist, sondern auch streng kontrolliert.
Gleichzeitig bietet genau das einen Vorteil: Die Regulierung wirkt als Qualitätssiegel. Plattformen, die legal operieren, vermitteln Vertrauen, bieten geprüfte Fairness und sprechen damit eine große Nutzergruppe an, die sich bewusst gegen dubiose Anbieter entscheidet.
Für Unternehmer mit Visionen, Weitblick und ausreichend Kapital kann dieser Markt lukrativ sein. Es braucht jedoch ein professionelles Team, technische Expertise, juristische Begleitung und ein ausgeklügeltes Marketingkonzept.
Auch andere Geschäftsbereiche, etwa Finanztechnologie, medizinische Dienstleistungen oder bestimmte Beratungsfelder, unterliegen einer Zulassungspflicht. Auf dieser Seite der IHK ist übersichtlich aufgelistet, welches Gewerbe in Deutschland erlaubnispflichtig ist.
Wer in einem dieser Bereiche tätig werden will, muss nicht nur formale Hürden meistern, sondern in der Regel auch Mitarbeitende einstellen, Prozesse dokumentieren und sich regelmäßig prüfen lassen. All das ist machbar, erfordert aber ein anderes Mindset als das des flexiblen Einzelkämpfers.
Freiheit, Verantwortung oder die Vision vom Exit?
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Es gibt kein richtig oder falsch – nur verschiedene Modelle, die zu unterschiedlichen Menschen und Lebensentwürfen passen. Wer sich als Solopreneur aufstellt, entscheidet sich für Freiheit, Flexibilität im Alltag, eigenverantwortliches Arbeiten und oft auch für weniger Stressfaktoren.
Man hat kein großes Team, keine Investoren, weniger nervige Meetings und braucht keine Rücksichtnahme auf die Unternehmenspolitik zu nehmen. Dafür hat man aber volle Verantwortung, oft auch eine gewisse Einsamkeit und die Notwendigkeit, sich selbst immer wieder zu strukturieren.
Unternehmer hingegen denken größer. Sie delegieren, bauen Teams auf, strukturieren ihren Tag nicht rund um eigene Aufgaben, sondern rund um das, was das Unternehmen braucht. Das kann erfüllend sein. Besonders dann, wenn aus der Idee ein wachsendes, solides Unternehmen wird. Doch es bringt auch Verantwortung mit sich: für Mitarbeiter, Investoren und Kunden.
Spannend wird es immer dann, wenn es um langfristige Ziele geht. Viele Unternehmer planen auf einen sogenannten Exit hin – also den Verkauf des Unternehmens, bei dem sehr viel beachtet werden muss. Diese Strategie ist bei Solopreneuren kaum denkbar, da das Business meist untrennbar mit der eigenen Person verbunden ist. Wer als Coach, Berater oder Content-Creator auftritt, kann sein Business kaum verkaufen, ohne dass es an Substanz verliert. Unternehmen mit System, Team und Infrastruktur hingegen lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen verkaufen – mitsamt Know-how, Prozessen und Markenauftritt.
Branding oder Marke: Wie Sichtbarkeit je nach Geschäftsmodell funktioniert
Die Bühne mag bei beiden Varianten ähnlich aussehen – die Spielregeln dahinter unterscheiden sich jedoch stark. Solopreneure leben oft vom eigenen Gesicht, Namen und Stil. Es geht um Persönlichkeit, um Authentizität, um Nahbarkeit. Wer einen Online-Kurs verkauft oder als Coach sichtbar wird, muss Wiedererkennungswert schaffen – nicht durch ein Logo, sondern durch Haltung.
Anders bei klassischen Unternehmern. Hier steht nicht die Person im Vordergrund, sondern die Marke. Farbwelt, Logo, Tonalität, strategische Positionierung – alles wird systematisch geplant, unabhängig von der Person hinter dem Unternehmen. Damit lässt sich Professionalität ausstrahlen und Vertrauen aufbauen, auch wenn das Gesicht dahinter unbekannt bleibt.
Marketingstrategien orientieren sich entsprechend. Während Solopreneure auf Social Media präsent sind, in Stories auftreten oder Newsletter persönlich schreiben, setzen Unternehmer u.a. auf Brand-Awareness-Kampagnen, Paid Ads und strategische PR. Beide Wege können erfolgreich sein, sie bedienen nur unterschiedliche Zielsetzungen.
Was beide Ansätze miteinander vereint
Ob Solopreneur oder Unternehmer, beide sind Macher. Beide tragen Risiko. Beide brauchen Disziplin, Weitblick und eine klare Vision. Doch es gibt eine Grenze, die nicht verwischt werden sollte: Solopreneure führen ein eigenes Geschäft. Unternehmer führen ein Unternehmen.
Die Rollen sind verschieden, auch wenn sie sich im Außen manchmal ähneln. Der Solopreneur ist oft Generalist, der sich viele Fähigkeiten selbst beibringt – vom Marketing über den Verkauf bis zur Technik. Der Unternehmer ist eher ein Stratege, der Aufgaben verteilt, Strukturen schafft und andere für sich arbeiten lässt.
Und auch wenn der Übergang fließend sein kann, etwa wenn ein Solopreneur anfängt, mit Freelancern zu arbeiten oder erste Aufgaben abzugeben, bleibt die Grundstruktur verschieden. Wer sich dessen bewusst ist, kann bessere Entscheidungen treffen.
Fazit: Welches Modell passt zu wem?
Am Ende ist nicht entscheidend, wie das Etikett lautet, sondern ob das gewählte Modell zur eigenen Persönlichkeit, den Lebensumständen und den beruflichen Zielen passt. Wer Freiraum sucht, agil bleiben will und sich selbst gut organisieren kann, wird im Solopreneur-Modell viele Stärken entdecken. Wer hingegen bereit ist, Verantwortung abzugeben, Strukturen zu schaffen und ein skalierbares Unternehmen aufzubauen, hat als Unternehmer größere Hebel zur Verfügung, aber auch mehr Komplexität.
Und manchmal entsteht aus dem einen das andere. Aus einem Solopreneur wird ein Unternehmer, wenn der Umsatz steigt, die Nachfrage wächst und die Vision größer wird. Umgekehrt kann ein Unternehmer bewusst zurückschalten, Aufgaben abgeben und wieder zum Solo-Modell zurückfinden. Sei es aus gesundheitlichen Gründen, wegen eines Lebenswandels oder schlicht, weil sich Prioritäten verschoben haben.