Barrierefreiheit im Web ist kein nettes Extra mehr – sie wird zunehmend zur Pflicht. In Europa treten immer strengere Gesetze in Kraft, die digitale Angebote für alle Menschen zugänglich machen sollen – auch für Personen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Doch die rechtlichen Vorgaben sind nur ein Teil der Geschichte.
Denn wer seine Website barrierefrei gestaltet, gewinnt doppelt: Erstens profitieren Millionen Menschen, die auf assistive Technologien angewiesen sind. Zweitens verbessert sich oft auch die Nutzererfahrung für alle anderen – ganz nebenbei stärkt man das eigene Markenbild und erreicht neue Zielgruppen. Was genau bedeutet digitale Barrierefreiheit? Welche Standards gelten? Und wie lässt sich die eigene Website so optimieren, dass sie rechtlich und praktisch den Anforderungen gerecht wird? Dieser Artikel liefert Antworten – konkret, verständlich und mit vielen hilfreichen Beispielen.
Das Wichtigste in Kürze
- Barrierefreie Websites erhöhen die Reichweite und Nutzerzufriedenheit – auch für Menschen ohne Einschränkungen.
- Ab 2025 gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für viele private Unternehmen, inklusive Online-Shops.
Professionelle Hilfe nutzen: Barrierefreiheit umsetzen mit Expert:innen
Barrierefreiheit auf der eigenen Website umzusetzen, ist ein anspruchsvolles Vorhaben – besonders, wenn keine Vorerfahrung mit den technischen und rechtlichen Anforderungen vorhanden ist. Die Vielzahl an Prüfkriterien, Richtlinien wie WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) und BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) sowie neue gesetzliche Vorgaben ab 2025 erfordern ein strukturiertes Vorgehen.
Gerade in komplexen Fällen kann es sinnvoll sein, externe Expertise hinzuzuziehen. Spezialisierte Dienstleister analysieren bestehende Websites, helfen bei der Identifikation von Barrieren und begleiten die schrittweise Umsetzung konkreter Maßnahmen. So wird aus einer abstrakten Anforderung ein praxisnahes Projekt mit klaren Meilensteinen.
Hilfreiche Informationen und Unterstützung rund um digitale Barrierefreiheit bietet zum Beispiel https://accessperts.de/, eine Plattform mit Fokus auf rechtlich und technisch fundierte Lösungen. Wer frühzeitig aktiv wird, vermeidet nicht nur rechtliche Unsicherheiten, sondern trägt auch aktiv zu mehr digitaler Teilhabe bei.
Was bedeutet Barrierefreiheit im digitalen Raum?
Barrierefreiheit im Web bedeutet, dass digitale Inhalte für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Webseiten, die barrierefrei gestaltet sind, können zum Beispiel auch mit Screenreadern (Vorleseprogrammen für blinde Personen), per Tastatursteuerung oder durch Vergrößerungssoftware genutzt werden.
Ein barrierefreier Webauftritt berücksichtigt vielfältige Aspekte:
- Klare Navigationsstrukturen, die auch ohne Maus bedienbar sind
- Ausreichende Farbkontraste für Menschen mit Sehschwäche
- Alternativtexte für Bilder, die von Screenreadern vorgelesen werden
- Verzicht auf Inhalte, die nur über Farbe vermittelt werden
- Verständliche Sprache, auch bei komplexen Inhalten
Barrierefreiheit betrifft nicht nur Technik und Design, sondern auch Inhalte und Sprache. Eine übersichtliche Struktur, logische Überschriftenhierarchie und einfache Formulierungen helfen allen Nutzer:innen – nicht nur Menschen mit Behinderungen. Barrierefreiheit ist also kein Sonderfall, sondern ein Qualitätsmerkmal guter Benutzerführung.
Schon mal versucht, eine Website nur mit der Tastatur zu bedienen? Wer das einmal ausprobiert hat, merkt schnell, wie viele Hürden es ohne klare Struktur und saubere Umsetzung geben kann.
Diese Gesetze gelten ab 2025
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wird digitale Barrierefreiheit ab dem 28. Juni 2025 auch für viele privatwirtschaftliche Unternehmen verbindlich. Ziel ist es, den europäischen „European Accessibility Act“ (EAA) in nationales Recht zu überführen und die digitale Teilhabe für alle zu stärken.
Das bedeutet konkret:
Unternehmen, die bestimmte digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten – etwa Online-Shops, E-Books, Bankdienstleistungen oder Ticketautomaten – sind ab 2025 verpflichtet, diese barrierefrei zu gestalten. Dazu gehören auch Websites und mobile Anwendungen, wenn sie im direkten Zusammenhang mit diesen Angeboten stehen.
Für rein redaktionelle Websites oder Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und unter zwei Millionen Euro Jahresumsatz gelten Ausnahmen. Trotzdem lohnt es sich auch für kleinere Anbieter, frühzeitig zu prüfen, ob sie direkt oder indirekt betroffen sind – zum Beispiel durch Zulieferverhältnisse oder Plattformnutzung.
Die Konsequenzen bei Verstößen reichen von Abmahnungen über Bußgelder bis hin zum Verlust der digitalen Sichtbarkeit. Doch wer jetzt handelt, statt später reagieren zu müssen, verschafft sich einen klaren Vorsprung.
Wichtige Standards: WCAG, BITV & Co.
Damit eine Website als barrierefrei gilt, genügt es nicht, sich „ein bisschen Mühe zu geben“. Es gibt verbindliche Standards, an denen sich die Umsetzung orientieren muss. Die wichtigsten davon sind:
- WCAG – Die Web Content Accessibility Guidelines der internationalen Web Accessibility Initiative (WAI) definieren technische und inhaltliche Anforderungen an barrierefreie Webangebote. Sie gliedern sich in vier Prinzipien: wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Besonders relevant sind die WCAG 2.1 und die neue Version 2.2.
- BITV 2.0 – Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung setzt die WCAG in deutsches Recht um. Ursprünglich für Behörden entwickelt, dient sie auch für viele privatwirtschaftliche Projekte als Richtschnur.
- EN 301 549 – Diese europäische Norm konkretisiert Anforderungen für IKT-Produkte (Informations- und Kommunikationstechnologie) in Bezug auf Barrierefreiheit und wird durch das BFSG verbindlich.
Ein Beispiel: Nach WCAG müssen alle nicht-textlichen Inhalte – etwa Bilder oder Icons – mit einem Alternativtext versehen werden. Dieser Text wird von Screenreadern vorgelesen und ermöglicht blinden Menschen, Inhalte vollständig zu erfassen.
Wer die Anforderungen dieser Standards versteht, kann gezielt prüfen, an welchen Stellen die eigene Website Nachholbedarf hat – und wo mit kleinen Anpassungen bereits viel erreicht werden kann.
So machst du deine Website barrierefrei – Schritt für Schritt
Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Es beginnt mit dem Verstehen der Anforderungen und endet mit regelmäßiger Kontrolle und Optimierung. Der Einstieg kann in fünf klaren Schritten erfolgen:
- Ist-Zustand analysieren
Nutze automatisierte Tools wie den WAVE-Accessibility-Checker oder den axe Accessibility Scanner, um erste Barrieren aufzudecken. Ergänzend lohnt sich ein manuelles Testing – etwa durch reine Tastaturnavigation oder den Einsatz eines Screenreaders. - Konkrete Maßnahmen ableiten
Aus der Analyse ergeben sich die nächsten Schritte: Farbkontraste anpassen, Alternativtexte ergänzen, Formulare korrekt beschriften oder die Lesereihenfolge von Inhalten verbessern. Achte dabei immer auf die Anforderungen der WCAG. - Technische Umsetzung vorbereiten
Besprich mit dem Webentwicklungs-Team, welche Änderungen im Code notwendig sind. Viele Verbesserungen lassen sich über HTML-Strukturen, ARIA-Attribute oder CSS-Anpassungen realisieren. Denk auch an mobile Anwendungen – sie zählen mit dazu. - Inhalte überarbeiten
Texte in leichter verständlicher Sprache, eine klare Gliederung mit sinnvollen Überschriften und gut erkennbare Call-to-Actions machen Inhalte für alle zugänglicher. Auch Videos sollten mit Untertiteln oder Transkripten versehen werden. - Testen, prüfen, verbessern
Barrierefreiheit ist nie „fertig“. Plane regelmäßige Tests ein – idealerweise mit Menschen, die auf Hilfsmittel angewiesen sind. Nur so wird die Praxisrelevanz sichergestellt.
Du musst nicht alles auf einmal umsetzen. Wichtig ist, überhaupt zu starten – mit den Bereichen, die den größten Effekt haben.
Fazit: Barrierefreiheit zahlt sich aus – für alle
Barrierefreiheit ist weit mehr als ein gesetzlicher Zwang. Sie ist ein Gewinn für alle – für Menschen mit Behinderungen ebenso wie für ältere Nutzer:innen, mobile Besucher:innen und Menschen mit geringer Medienerfahrung. Wer digitale Barrieren abbaut, schafft ein nutzerfreundlicheres, inklusiveres und moderneres Angebot.
Zugängliche Websites wirken professionell, stärken das Vertrauen in die Marke und können langfristig die Reichweite sowie Konversionsraten erhöhen. Zudem signalisiert ein barrierefreier Auftritt: Hier werden alle ernst genommen – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen.
Statt Barrierefreiheit als zusätzliche Belastung zu sehen, lohnt sich der Blick auf die Chancen: ein besseres Nutzererlebnis, rechtliche Sicherheit und ein wichtiger Schritt in Richtung digitaler Verantwortung.
Wenn du deine Website also fit für die Zukunft machen willst – barrierefrei, durchdacht und gesetzeskonform –, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, aktiv zu werden.