Schilder mit der Aufschrift: „Cash only“ könnten in Cafés, Imbissbuden und beim Eisverkäufer an der Ecke bald der Vergangenheit angehören. Die schwarz-rote Bundesregierung hat die Pflicht zum Angebot der Kartenzahlung im Koalitionsvertrag festgehalten. Für Händler heißt das Handlungsbedarf, denn wer nur auf Bargeld setzt, könnte künftig Probleme bekommen.
Ziel der geplanten Neuregelung ist einerseits ein vielfältiges Angebot für Kunden. Andererseits steckt dahinter aber auch die Absicht, für mehr Steuertransparenz zu sorgen. Auch wenn Argumente seitens Händlern meist in Richtung Gebühren gehen, birgt Barzahlung auch immer die Möglichkeit der Steuerhinterziehung.
Was genau geplant ist, welche Änderungen es für Kunden gibt und wie Händler reagieren müssen, wird nachfolgend genauer beleuchtet.
Zahlungsarten im Handel nicht so vielfältig wie online
Bis auf wenige Ausnahmen ist die Zahlung mit Bargeld bislang in fast jedem deutschen Handel möglich. Kleinere Betriebe wie Kioske, aber auch Eisdielen, Cafés oder Foodtrucks bieten selbst heute oft nur Bargeldzahlung an. Auf deutschen Weihnachtsmärkten ist es längst noch nicht Standard, dass Kunden mit Karte bezahlen können.
Doch selbst wenn Kartenzahlung erlaubt ist, hängt das Angebot noch hinter dem Onlinehandel zurück. Hier ist PayPal einer der wichtigsten Player bei den Zahlungen. Onlineshops setzen großflächig auf den Zahlungsdienstleister, aber auch im Online Casino ist Paypal inzwischen Standard im Internet.
An der Kasse oder in der Gastronomie ist Paypal bislang ein Randphänomen, aber das könnte sich ändern. Die Tagesschau berichtet über den Selbstversuch einer Kundin, die mit Paypal an der Ladenkasse zahlen wollte. Möglich ist das über die PayPal-App. Der Zahlungsriese hat sich entschieden, in Deutschland eine mobile Wallet zu installieren. Damit zieht PayPal mit den bekannten Zahlungsangeboten Google- und Apple-Pay gleich.
Für Kunden ist das kein Nachteil, denn gerade für jüngere Generationen ist digitales Bezahlen nicht nur ein Wunsch, sondern oft Pflicht. In sozialen Medien wie Threads wird immer wieder über Bargeld als einzige Zahlungsmethode diskutiert. Sätze wie: „Ich verlasse Läden, die keine Kartenzahlung anbieten“, sind keine Seltenheit. Dementgegen stehen hartnäckige Bargeldliebhaber, die aus Angst vor zu viel Nachverfolgbarkeit auf Kartenzahlung verzichten.
Was bedeutet die digitale Zahlungspflicht für den Handel?
Obwohl schon häufig über eine Pflicht zur Kartenzahlung diskutiert wurde, scheint es mit der Großen Koalition aus SPD und CDU nun erstmals konkreter zu werden. Es ist vorgesehen, dass gewerbliche Anbieter nicht nur Bargeld, sondern mindestens auch eine digitale Zahlungsversion anbieten müssen. Jeder Verbraucher soll beim Einkauf die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden.
Es soll keine Sonderregelungen für bestimmte Branchen geben, die Pflicht soll sämtliche Geschäftstypen unabhängig von der Größe treffen. Stand Juni 2025 ist unklar, ab wann es soweit sein soll. Geplant ist eine schrittweise Einführung, betroffen sind sämtliche Gewerbetreibende, die direkten Kundenkontakt haben.
Das sind neben Händlern auch:
- Friseure
- Taxifahrer
- Gastronomen
- Dienstleister
Selbst auf Wochenmärkten, Weihnachtsmärkten und in ländlichen Verkaufsstellen (Tante-Emma-Läden) soll es die verpflichtende Kartenzahlung geben. Der Komfort für Kunden steigt durch die Maßnahme, denn das Interesse an digitalen Zahlungsarten wächst.
Wie teuer ist digitales Bezahlen für Händler?
Wer bislang ausschließlich Bargeldzahlungen angeboten hat, dürfte dafür seine Gründe haben. Oft geht es darum, bestimmte Einnahmen am Fiskus vorbeizuschleusen, was nichts anderes als Geldwäsche ist. Bereits seit einiger Zeit werden die Bemühungen verschärft, das Geldwäschegesetz betrifft auch Privatpersonen. Argumentativ beharren einige Unternehmen aber vor allem auf Kostengründe auf die Barzahlung.
Eine ständige Behauptung ist, dass von Kartenzahlungen nur Banken profitieren, Händler hingegen höhere Kosten haben. Die werden dann gern auch an die Kunden weitergegeben.
Ganz so günstig, wie der Handel behauptet, ist Barzahlung jedoch nicht. Wer ausschließlich Bargeld akzeptiert, muss ständig Wechselgeld bereithalten, Bargeld auf der Bank einzahlen und aufwendige Abrechnungen erstellen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern Geld. Banken arbeiten selbst immer weniger mit Bargeld. Die Bereitstellung von Wechselgeldern ist daher oft keine kostenlose Dienstleistung, sondern mit einer Provision von bis zu drei Prozent bedacht.
Die tatsächlichen Kosten für Händler mit Kartenzahlungsangebot sind deutlich geringer als oft behauptet. Wird die klassische Girokarte (EC-Karte) genutzt, entstehen Gebühren zwischen 0,19 und 0,31 %. Teurer ist die Nutzung von Debitkarten mit bis zu 0,6 %. Am höchsten sind die Gebühren für klassische Kreditkarten, sie können bis zu 1,39 % betragen.
Es ist nicht eindeutig, dass die Kosten für die Bereitstellung von Kartenzahlung höher sind als für Bargeldzahlungen. Da sich der Zeitaufwand pro Barzahlung aber nur schlecht in Prozente umrechnen lässt, sind die Angaben schwammiger. Ohne konkrete Verdächte aussprechen zu wollen, dürfte die Liebe zum Bargeld bei einigen Händlern andere Gründe haben.
Jeder, über Karte gezahlte Kleinstbetrag, erscheint auf dem Kontoauszug. Eine verkaufte Brezel ohne Quittung lässt sich schnell einmal „nebenbei“ verbuchen (oder auch nicht).
Gut zu wissen: Schwer zu berechnen sind verlorene Einnahmen, die Händlern durch vermeidende Kunden entstehen. Viele Menschen meiden mittlerweile Geschäfte, die keine Kartenzahlung anbieten. Sie kaufen dann lieber bei der Konkurrenz. Es gibt heute Menschen, die ohne Bargeld auf der Straße unterwegs sind. Für diese Personen fällt die Entscheidung für oder gegen das belegte Brötchen beim Bäcker mit dem Zahlungsangebot.
Welche Folgen hat die geplante digitale Zahlungspflicht für Kunden?
Aus Kundensicht gibt es bei der geplanten Neuregelung keine Nachteile, sondern mehr Vorteile und Flexibilität. Immer mehr Menschen regeln ihre Finanzen digital, Bargeld ist bei jungen Generationen nicht mehr so beliebt wie früher.
Durch die geplanten Änderungen werden aber weiterhin beide Seiten bedient. Wer mit Bargeld bezahlen möchte, soll weiterhin die Möglichkeit dazu haben. Wer allerdings lieber die Karte nutzt, kann mit der Neuregelung flexibler einkaufen.
Die geplante Regelung macht vor allem das spontane Einkaufen attraktiver. Wer kein Bargeld dabei hat, kann trotzdem eine Waffel auf dem Weihnachtsmarkt genießen oder ein Kilo Äpfel vom Verkaufsstand mitnehmen. Und selbst in ländlichen Regionen mit immer weniger Bankfiliale können Kunden mit ihrer Karte problemlos im Tante-Emma-Supermarkt bezahlen. Das erleichtert den täglichen Einkauf.
Deutschland geht hier aus dem Blickwinkel der EU keinen Sonderweg. In vielen Ländern ist das Angebot der Kartenzahlung bereits verpflichtend. Bargeld ist stellenweise unüblich. In Dänemark beispielsweise ist es Standard, kleine und große Einkäufe, Dienstleistungen wie Taxifahrten und auch Restaurantbesuche grundsätzlich mit Karte zu bezahlen.
Wer hier mit Bargeld an der Kasse auftaucht, muss mindestens mit seltsamen Blicken, oft aber sogar mit Ablehnung des Handels rechnen. Auch Trinkgelder werden in skandinavischen Ländern längst digital gegeben oder sind im Preis schon mit inbegriffen.